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Start des Deutschen Ärztetages: „Wir können uns kein ungesteuertes Gesundheitssystem mehr leisten“

Mainz, 7. Mai 2024 – Zum Start des 128. Deutschen Ärztetages in Mainz begrüßt der Hausärztinnen- und Hausärzteverband die Entscheidung des Präsidiums, sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit den Themen Patientensteuerung und Koordination der Versorgung auseinanderzusetzen. Dr. Markus Beier und Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, erklären: „Ob Zeit, ob Personal, ob Finanzierung – Der Ressourcenmangel im deutschen Gesundheitssystem macht ein Umdenken darüber, wie künftig die Menschen versorgt werden, unumgänglich. Eine patientengerechte Steuerung, bei der jeder Behandlungsfall dort landet, wo er auch hingehört, ist dabei das einzige Mittel, das einen effizienteren Umgang verspricht, ohne die Versorgungsqualität einzuschränken!“

Der Deutsche Ärztetag wird sich unter anderem in einem Antrag mit den Themen Koordination und bessere Orientierung für Patientinnen und Patienten befassen. „Wir werden uns auf Dauer kein System leisten können, in dem ein Großteil der Patientinnen und Patienten allein darüber entscheiden muss, welche Anlaufstelle sie wann aufsuchen. Unser Gesundheitssystem ist bei weitem zu komplex, als dass man diese Aufgabe den Patientinnen und Patienten zuschieben darf. Dass der Deutsche Ärztetag dieses Thema so prominent aufgreift, zeigt, dass auch innerhalb des Gesundheitswesens ein Lernprozess stattgefunden hat: Während früher viel zu häufig „Alles für alle jederzeit“ propagiert wurde, herrscht inzwischen weitestgehend der Konsens, dass sowohl Patientinnen und Patienten wie auch das System als Ganzes, auf eine bessere Patientensteuerung angewiesen sind“, so Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth. „Die gute Nachricht ist: Diese patientengerechte Steuerung ist längst in unserem System angelegt. Sie ist ein wesentlicher Teil der hausärztlichen Aus- und Weiterbildung und unserer täglichen Arbeit. Und: Sie wird von sehr vielen Patientinnen und Patienten, insgesamt etwa 9 Millionen Menschen, bereits aktiv in den Verträgen zur Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) gelebt.“

„Sowohl der ambulante als auch der stationäre Bereich können den hohen Versorgungsbedarf, wenn überhaupt, nur mit Mühe decken. Folgen sind unter anderem monatelange Wartezeiten auf Termine, überfüllte Notaufnahmen sowie Fehl- und Unterversorgung. Das System wackelt bereits gefährlich! Umso wichtiger ist, dass der Deutsche Ärztetag als größte Versammlung aller Ärztinnen und Ärzte, stationär wie ambulant tätig, gemeinsam das Signal aussendet, dass wir den Weg hin zu einer patientenzentrierten Versorgungssteuerung strikt weitergehen müssen“, so Beier. „Wenn wir die Möglichkeiten, die bereits da sind, jetzt ausbauen und stärken – so wie es aktuell beispielsweise mit der Bonifizierung in der HZV gesetzlich vorbereitet wird – gehen wir einen enormen Schritt hin zu einer qualitativ hochwertigeren Versorgung, in der unsere Ressourcen zeitgleich auch weitaus effizienter eingesetzt werden. Das ist der einzige Weg!“

Die hausärztlichen Ärztetagsabgeordneten werden sich im Verlauf des Deutschen Ärztetages eng zu den zentralen, die hausärztliche Versorgung betreffenden Anträgen und Themen besprechen und diese entsprechend begleiten. Neben dem Themenbereich Koordination werden dabei auch die Reform der Approbationsordnung sowie eine Reorganisation des Deutschen Ärztetages Kernthemen der Hausärztinnen und Hausärzte vor Ort sein.