Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
der diesjährige Hausärztinnen- und Hausärztetag liegt hinter uns. Die zentrale Botschaft, die von ihm ausging, war: Die hausärztliche Versorgung steht unter Druck wie selten zuvor. Die Hausarztpraxen können nicht mehr warten. Das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) und mit ihm u. a. die Entbudgetierung hausärztlicher Leistungen müssen zwingend noch in diesem Jahr angepasst und verabschiedet werden. Das haben wir Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach, der ebenfalls vor Ort war, unmissverständlich gesagt. Die Hängepartie, die sich die Ampel-Koalition hier erlaubt, ist eine Zumutung. Während Milliarden in die maroden Krankenhausstrukturen gepumpt werden, wird die hausärztliche Versorgung seit Jahren im Regen stehen gelassen. Jede Verbesserung der letzten fünfzehn Jahre haben wir nicht der Politik, sondern unseren eigenen Initiativen zu verdanken.
45. Hausärztinnen- und Hausärztetag: Die Praxen können nicht mehr länger auf Entlastungen warten!
Die Grundlage dafür sind unsere Mitglieder und Delegierten, die auch in diesem Jahr die Weichen für unseren Verband gestellt haben. Die gesammelte Beschlussübersicht finden Sie auf unserer Homepage. Die zentralen Themen waren:
Die weitere Stärkung der HZV: Fast zehn Millionen Versicherte nehmen an der HZV teil. Das Potenzial ist dennoch nicht ausgeschöpft. Wir fordern, dass Versicherte einen Bonus erhalten, wenn sie sich in die HZV einschreiben, denn die HZV garantiert nicht nur eine qualitativ bessere Versorgung, sondern entlastet nachgewiesenermaßen auch unser Gesundheitswesen.
Die Förderung und Ausweitung unseres HÄPPI-Konzeptes: Nur mit innovativen Teampraxis-Konzepten, bei denen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter dem Dach der Hausarztpraxis noch mehr Verantwortung übernehmen können, werden wir dem Versorgungsdruck auch in Zukunft noch standhalten können. Die Krankenkassen sind in der Pflicht, diese Modelle finanziell zu unterstützen.
Der Schutz hausärztlicher Sitze: Wer einen hausärztlichen Sitz hat, muss auch hausärztliche Versorgung anbieten. Immer mehr Hausarztsitze werden aber von Ärztinnen und Ärzten besetzt, die fachärztliche Leistungen erbringen. Finanziert wird das aus dem hausärztlichen Geldtopf. Hier ist die Selbstverwaltung gefragt, klare Rahmenbedingungen zu schaffen.
Hausärztliche Ressourcen schützen: Die Politik bürdet den Hausarztpraxen immer mehr Aufgaben auf, ohne die Zeche zahlen zu wollen. Bestes Beispiel ist die Notfallreform, die unter anderem einen 24/7 aufsuchenden Notdienst und einen 24/7 telemedizinischen Notdienst vorsieht. Die Hausärztinnen und Hausärzte können das mit den extrem knappen Ressourcen unmöglich leisten!
ePA für alle? Das sind unsere Forderungen
Auch die Einführung der so genannten ePA für alle war Thema auf dem Hausärztetag. Zur Erinnerung: Ab Januar 2025 erhält jeder Versicherte eine elektronische Patientenakte – es sei denn er widerspricht aktiv.
Um diese Erwartungen der Ärzteschaft, aber auch unsere berechtigten Sorgen noch einmal in aller Deutlichkeit gegenüber der Öffentlichkeit zu formulieren, waren wir an diesem Montag bei der Bundespressekonferenz eingeladen. Neben uns waren auch der Bundesgesundheitsminister
Prof. Dr. Karl Lauterbach, die Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes und der neue gematik-Chef auf dem Podium. Angesichts dieses Chors der Zuversichtlichen, war es uns besonders wichtig, unsere Forderungen klar und deutlich zu vertreten:
Eine gut umgesetzte ePA hätte das Potenzial, die Versorgung zu verbessern, Bürokratie zu reduzieren und die Hausärztinnen und Hausärzte zu entlasten – wenn sie denn in den Praxen auch funktioniert.
Wir blicken mit großen Sorgen auf den ePA-Start! Vor dem Hintergrund unserer bisherigen Erfahrungen mit der ePA, aber auch mit dem eRezept und der eAU, ist zu befürchten, dass die ePA im Frühjahr 2025 technologisch nicht so ausgereift sein wird, dass ein störungsfreies Arbeiten in den Praxen gewährleistet sein wird. Diese muss jedoch zwingend sichergestellt sein sonst droht mitten in der Infektsaison ein Chaos-Start.
Viele Patientinnen und Patienten werden zum Start der ePA Fragen haben. Die Praxen werden aber keine ePA-Beratung anbieten können. Dafür haben wir nicht die Zeit und das ist auch nicht unsere Aufgabe! Unsere Erwartung ist, dass insbesondere die Krankenkassen hier ihrer Verantwortung gerecht werden. Ein paar nette Briefe an die Versicherten, in denen völlig unrealistische Erwartungen geschürt werden, ist nicht, was wir unter Aufklärung verstehen.
HZV-Powermonat Oktober
Die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) ist in diesen Krisenzeiten für viele Hausarztpraxen der Rettungsanker. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Fast zehn Millionen Patientinnen und Patienten nehmen inzwischen bundesweit teil. Jedes Quartal kommen bis zu 300.000 Versicherte neu hinzu. Trotz dieser Erfolgszahlen ist klar: Das Potenzial der HZV ist immer noch riesig. Deswegen startet heute der HZV-Powermonat unter dem Motto „Powermonat Oktober: HZV stärkt Praxen und Patienten“. Das Ziel: Die Hausärztinnen- und Hausärzteverbände wollen Sie und Ihre Praxisteams dabei unterstützen, die HZV in Ihrer Praxis weiter auszurollen.
Mit einer Aktionsseite auf hzv.de (www.hzv.de/powermonat), auf der Praxisteams alle wichtigen Informationen zum Powermonat finden, darunter auch den neuen HZV-Shop,
mit neuem Infomaterial für Ihre Patientinnen und Patienten sowie Unterstützungsmaterial zur gezielten Patientenansprache,
mit einem Online-Fortbildungstag am 09. Oktober 2024
und mit einer breit angelegten Social-Media-Kampagne.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, nutzen Sie den HZV-Powermonat und machen Sie mit der HZV Ihre Praxis fit für die Zukunft! Bei Fragen können Sie sich gern an Ihren Landesverband wenden und erhalten Unterstützung bei allen Fragen rund um die HZV.
Mit kollegialen Grüßen
Dr. Markus Beier Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth
Bundesvorsitzender Bundesvorsitzende