Kompetenzerhalt
Kompetenzerhalt
In den vergangenen Jahrzehnten wurde die medizinische Versorgung in Deutschland immer weiter fragmentiert. Die Ärztekammern haben unzählige Facharztrichtungen eingeführt – inzwischen gibt es über 80! Selbstverständlich ist das spezialisierte Wissen der fachärztlichen Kollegen unentbehrlich. Was wir aktuell jedoch beobachten, ist eine voranschreitende Zerstückelung der Versorgung. Es gibt immer mehr Versuche, urhausärztliche Kompetenzen aus der hausärztlichen Versorgung herauszulösen und auf verschiedene Facharztgruppen zu verteilen. Dies führt zu einer mangelnden Bündelung der Verantwortung („Organisierte Verantwortungslosigkeit“) die eine ernsthafte Gefahr für die Qualität der Versorgung ist.
Wofür wir eintreten
Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband tritt für eine stärkere Bündelung der Kompetenzen in den Hausarztpraxen ein! Wir sind der Überzeugung, dass sich eine weitere Fragmentierung der ambulanten Versorgung negativ auf die Qualität der Versorgung auswirkt und darüber hinaus die Fehleranfälligkeit im System erhöht.
Wir sprechen uns gegen die Einführung weiterer Facharztrichtungen aus, die die Versorgung nicht verbessern, sondern weiter zerstückeln. Aus diesem Grund lehnen wir die Etablierung eines Facharztes für Geriatrie ab! Die Versorgung älterer Menschen ist eine ureigene hausärztliche Aufgabe, die nicht dadurch verbessert wird, dass hochbetagte Patienten zwischen verschiedenen Ärzten hin und her gereicht werden.
Auch andere Substitutionsversuche, wie etwa durch die so genannten „Grundversorgenden Fachärzte“ oder Arztassistenten („Physician Assistants“), lehnen wir entschieden ab. Diese Vorschläge stellen einen massiven Angriff auf die hausärztlichen Kompetenzen dar und zeugen von einer gravierenden Unkenntnis der Komplexität einer hochwertigen hausärztlichen Versorgung. Darüber hinaus würden sie einen massiven Qualitätsverlust bedeuten und der Patientenversorgung schaden.
Eine Weiterbildungsordnung für den Facharzt für Allgemeinmedizin, die die gesamte Breite und Komplexität der hausärztlichen Kompetenzen abdeckt, ist eine Grundvoraussetzung um sicherzustellen, dass der Hausarzt auch zukünftig der erste Ansprechpartner für sämtliche medizinischen Probleme aller Altersgruppen sein kann. Daher setzen wir uns für eine zeitgemäße und praktikable Musterweiterbildungsordnung ein und wehren uns gegen die Einschränkung von Kompetenzen.
Wie wir uns für unsere Ziele einsetzen
Hausärztliche Fortbildungen sind ein Schutzwall gegen die Angriffe auf die hausärztlichen Kompetenzen. Über dasInstitut für hausärztliche Fortbildung (IHF) bieten wir pharmafreie Fortbildungen zu sämtlichen hausärztlichen Themen – von der Pädiatrie bis zur Geriatrie. Dies ist notwendig, um bei dem komplexen und medizinisch hochanspruchsvollen Tätigkeitsfeld der Hausärzte stets auf dem aktuellen Stand zu bleiben.
Indem wir die Rolle der Hausärzte als erste Ansprechpartner ihrer Patienten in unseren Verträgen zur Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) stärken, untermauern wir ihre Kompetenzen und Aufgaben und stärken die Hausarztpraxis als zentralen Ort der Versorgung. Darüber hinaus sind hausarztspezifische Fortbildungen ein integraler Bestandteil der Hausarztverträge.
Um die Interessen der Hausärzte innerhalb der Bundesärztekammer besser zu vertreten und gleichzeitig die hausärztlichen Vertreter in den Landesärztekammern zielgerichteter zu vernetzen, haben wir die Arbeitsgemeinschaft Ärztekammern ins Leben gerufen. Die Arbeitsgemeinschaft beschäftigt sich beispielsweise mit Themen wie der Musterweiterbildungsordnung Allgemeinmedizin oder der zukünftigen Rolle der Arztassistenten in der hausärztlichen Versorgung. Sie bereitet die Deutschen Ärztetage vor und ist ein Forum zum fachlichen Austausch.