20.01.2025, Berlin – Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband begrüßt die von SPD, BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN und FDP beschlossenen Maßnahmen zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung. „Nach Jahrzehnten des Reformstillstands haben sich die ehemaligen Ampel-Parteien heute auf ein Paket zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung geeinigt. Die Maßnahmen sind ein wichtiger erster Schritt, um der Krise der hausärztlichen Versorgung endlich etwas entgegenzusetzen. Wenn der Bundestag die Maßnahmen nun beschließen sollte, dann hätten die Ampel-Parteien auf den letzten Metern doch noch ihr Wort gehalten und den Ankündigungen der letzten Jahre Taten folgen lassen. Das ist ein guter Tag für die Hausarztpraxen“, sagten Professor Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes.
Dem Vernehmen nach sieht die Einigung unter anderem vor, die Vergütung der Hausärztinnen und Hausärzte zu entbudgetieren, sprich, die erbrachten Leistungen vollständig zu bezahlen. Darüber hinaus soll eine Chronikerpauschale eingeführt werden. Diese soll dazu beitragen, die Versorgung zu entbürokratisieren, indem bestimmte Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen nicht mehr gezwungen sind, mehrfach im Quartal in die Praxen zu kommen, obwohl das aus medizinischer Sicht nicht sinnvoll ist. Der Bundestag soll nun das Maßnahmenpaket in einer der beiden letzten Sitzungswochen im Januar, bzw. im Februar beschließen. Die Maßnahmen waren bereits Teil eines früheren Entwurfs des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG).
„Wir sind froh, dass die Politik erkannt hat, wie kritisch die Lage in vielen Hausarztpraxen ist und wir mit unseren Argumenten durchdringen konnten. Von der Entbudgetierung der hausärztlichen Leistungen werden eine Reihe von Regionen profitieren – sowohl Ballungsgebiete als auch ländliche Regionen. Ohne diesen Schritt würden in den kommenden Jahren immer mehr Praxen schließen müssen. Auch die so genannte Chronikerpauschale wird für Entlastung in den Praxen sorgen und gleichzeitig die Versorgung qualitativ besser machen. Im nächsten Schritt wird es darum gehen, dass die Selbstverwaltung ihren Job macht und dafür sorgt, dass die beschlossenen Maßnahmen schnell und unbürokratisch in den Praxen ankommen,“ so Dr. Markus Beier.
Professor Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth ergänzte: „Wenn der Bundestag dem Maßnahmenpaket zustimmt, ist der erste Schritt zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung endlich getan. Klar ist aber auch, dass das nur der Anfang sein kann. Die nächste Bundesregierung muss jetzt da weitermachen, wo die Ampel-Parteien aufgehört haben. Ganz oben auf der to-do Liste steht die Stärkung der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV), denn dieser Punkt fehlt in den Beschlüssen leider komplett. Die HZV ist der Schlüssel, um die hausärztliche Versorgung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sicherzustellen. Außerdem braucht es eine Stärkung der Praxisteams. Unverständlich ist auch, weswegen die Erhöhung der Bagatellgrenzen nicht Teil des Pakets sind. Hier ist eine Chance vertan worden.“
Deutliche Kritik übte der Hausärztinnen- und Hausärzteverband an den Krankenkassen, die bis zuletzt massiv gegen die Stärkung der hausärztlichen Versorgung gearbeitet haben: „Wenn jetzt nicht in die hausärztliche Versorgung investiert wird, dann bricht die Versorgung Stück für Stück zusammen – und das wäre sowohl aus versorgungspolitischer als auch finanzieller Sicht katastrophal. Das müssen auch die Krankenkassen verstehen. Außerdem muss man klar sagen: Die Summen, um die es hier geht, sind im Vergleich zu anderen Investitionen, beispielsweise im stationären Sektor, übersichtlich und nicht der Grund für steigende Beiträge“, so Dr. Markus Beier.