Berlin, 29.04.2024 – Anlässlich der Verbändeanhörung zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) erklären die Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier:
„Auch, wenn es keinen Zweifel an der Notwendigkeit einer Krankenhausreform gibt, muss jedem klar sein: Der Zweck heiligt nicht alle Mittel! Und so manches Mittel dieser Reform ist nicht nur zweifelhaft, sondern hätte auch drastische Folgen für die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung.
Es ist absurd, so zu tun, als wäre hausärztliche Versorgung, deren Kern die langjährige und individuelle Arzt-Patienten-Beziehung ist, in anonymen Krankenhausstrukturen möglich. Genau das wäre aber nach dem aktuellen Entwurf der Fall. Das würde schlimmstenfalls dazu führen, dass Gelder und Personal, die dringend für die wohnortnahe Patientenversorgung benötigt werden, in ineffiziente Krankenhausstrukturen abfließen, die sich dann die Leistungen herauspicken, die lukrativ sind oder in einem Krankenhausbett enden. Alle aufwändigeren Aufgaben, wie die langjährige Betreuung chronisch Erkrankter oder Hausbesuche, müssten die Hausarztpraxen mit weniger personellen wie finanziellen Mitteln stemmen. Das wird nicht möglich sein! Dieses Vorhaben hat nichts mit Ambulantisierung zu tun, das ist eine „Verstationärung“ auf dem Rücken der Patientinnen und Patientinnen und der sie versorgenden Praxen.
Die Vorstellung, dass diese Versorgungseinrichtungen auch noch eine Säule in der Weiterbildung künftiger Hausärztinnen und Hausärzte darstellen könnten, ist im besten Fall naiv. Der einzige Ort, an dem die allgemeinmedizinische Weiterbildung auf dem Qualitätsniveau stattfinden kann, das unser breites und umfassendes Aufgabenspektrum voraussetzt, sind die niedergelassenen hausärztlichen Praxen. Unser Fach ist mehr als einzelne Leistungen und kann auf keinen Fall in Strukturen, in denen weder eine langjährige, vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung gelebt noch die Breite der Fälle abgedeckt wird, erlernt werden. Das wäre ein enormer Rückschritt für die Versorgungsqualität!“